Wer denkt, in der zunächst so technisch anmutenden Welt rund um E-Zigaretten und Co. geht es nur um anonyme Massenware aus China, wird überrascht sein. Es gibt eine zunehmende Wertschätzung für spezielle, lokale und handwerkliche Produkte. Gerade im Bereich der Aromen und Liquids gibt es schon seit Jahren immer mehr kleine Entwickler & Manufakturen, die stolz ihre Kreationen präsentieren. Auch bei Hardware gibt es eine große Fangemeinde der kleineren Geräteschmieden, welche ihre Produkte in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien etc. entwickeln und produzieren. Ein toller Trend, den wir gerne unterstützen, indem wir entsprechende Produkte bei uns vorstellen & anbieten. Aus diesem Anlass haben wir nach einem interessanten Gesprächspartner gesucht, dessen Herz für solche handwerklichen Produkte schlägt - und zwar so sehr, dass er mittlerweile selbst unter die professionellen Coilbauer gegangen ist und uns seither mit tollen handgewickelten Coils made in Weserbergland begeistert. 

Wer seine Verdampfer selbst wickelt weiß, wie elementar wichtig die richtige Coil für das optimale Dampferlebnis ist. Einer, der sich besonders viele Gedanken um das optimale Dampferlebnis macht, ist der 47-jährige Bülent Sengenz. Bülent ist Kopf & Hand hinter der neuen Coil-Brand „UndergroundCoilz“, welche seit dem Frühjahr 2020 ihren Platz in unseren Regalen gefunden haben. In den handgewickelten Coils von Bülent stecken viel Liebe & Zeit und damit schon genug Grund, Bülent & seine UndergroundCoilz via E-Mail Interview besser kennenzulernen:

Tante Dampf:
„Selam Bülent abim, danke, dass du hier mitmachst! Unsere Kund*innen freuen sich, etwas mehr über deine Coils und den Kopf dahinter zu erfahren. Stell’ dich doch erstmal vor.“ 

Bülent Sengez:
„Mein Name ist Bülent Sengez, ich bin 47 Jahre jung und habe eine klasse Familie mit zwei Töchtern und einem Sohn, die mir definitiv keine grauen Haare bereitet haben. Die beiden Töchter studieren und der Junge geht auf das Gymnasium. Meine Frau ist in der Pflege tätig, was sehr anspruchsvoll und wichtig ist - denn wer weiß schon, ob wir selbst nicht irgendwann mal pflegebedürftig werden.

Wir als Bande hausen irgendwo im Weserbergland an der Weser rum. Man kann schon Provinz dazu sagen. Unser Heimatort heißt Höxter und es ist eine Kleinstadt in der recht wenig los ist.  Schon anders als bei euch in Berlin- aber auch schön ruhig und gechillt, wenn man nicht auf ein schnelles Leben steht. Gute Luft, aber dafür nicht so guten Döner wie bei euch!

Gelernt habe ich vor langer Zeit mal Augenoptiker, dadurch habe ich mir auch dieses handwerkliche Feingeschick angelernt. Das ist in der Augenoptik sehr wichtig. Die Zeit ändert sich, das Leben ändert sich und somit dachte ich mir du änderst dich jetzt auch und zwar beruflich: somit habe ich nochmal mit 40 die Schulbank gedrückt und eine Ausbildung zum Mechatroniker im Maschinenbau abgeschlossen. War schon eine sehr harte Zeit. Das Lernen lernen fiel mir dabei am schwierigsten. Es gab da Tage, wo ich echt am Verzweifeln war. Ich saß da teilweise mit 16jährigen, die noch mit Stiften geschmissen haben. Mein Techniklehrer war jünger als ich. Ich hab’ ihm dann mal gesagt, dass er mich Abi (respektvoll: großer Bruder) nennen soll, wenn er mich anspricht. War natürlich Spaß und er hat es auch so verstanden. Er war locker drauf und hat auch gedampft. Vielleicht lag es daran, dass wir gut miteinander klar kamen. 

Heute baue ich Coils und unterstütze damit meine Kinder in deren Studienzeit. Im Endeffekt werden die Einnahmen, die ich mit dem Coilbau erziele, in Bildung und nicht in Benz oder Beamer investiert!!!“

Tante Dampf:
"Wie kam es denn dazu, dass du vom „normalen Dampfen“ dazu übergingst, deine Coils selberzubauen?"

Bülent Sengez:
„Früher zur Anfangszeit habe ich auch wie viele andere mit Runddrähten geraucht. Jaaha, I know, wir rauchen nicht - wir dampfen. Dass mein Techniklehrer auch dampft, habe ich durch Zufall mitbekommen. Ich hatte Unterricht bei ihm, er hielt sich im Lehrerzimmer auf, das durch eine Tür des Klassenraumes getrennt war. Ich bin rein und er stand am Fenster und war am Wolken werfen. Ich dachte erst, ich schau nicht richtig. So hatten wir beide halt ein Thema, worüber wir uns außerhalb von SPS oder Schleifenimpedanz unterhalten konnten. Er hat seine Clapton Coils selbst gebaut und hat mir mal welche abgegeben. Da habe ich gemerkt, dass es einen großen Unterschied zu normalem Runddraht gibt. Wir haben uns dann intensiver über die Herstellung solcher Coils gesprochen und so fingen meine ersten Selbstversuche an.“

Tante Dampf:
„Mal auf den Punkt gebracht: was macht denn eine gute Coil aus?“

Bülent Sengez:
„Das ist recht einfach gesagt: die Coil muss zu dem Verdampfer passen. Punkt! Damit meine ich, dass die Materialien, die Drahtstärke, der Innendurchmesser und die Position beim Einbau der Coil definitiv passen muss. Die Luftführung spielt eine sehr wichtige Rolle dabei.

Und selbstverständlich auch das Geschick, überhaupt Coils bauen zu können. Das ist schon eine Herausforderung, eine gute Coil für einen Verdampfer zu entwerfen. Man muss den Verdampfer gut kennen, sich damit auseinandersetzen wie er funktioniert und dann gilt es, durch Testen mit verschiedenen Materialien und Coilsorten herauszufinden, welche am besten geeignet ist. Das kann unter Umständen sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.“

Tante Dampf:
„Gibt es beim Entwerfen einer neuen Coil besondere Herausforderungen?“

Bülent Sengez:
"In erster Linie dampfen wir ja, weil es uns schmecken soll, weil wir nicht mehr nach Kippen stinken möchten und weil es uns mit dem Dampfen auch um einiges besser geht. Ich möchte mit einer auf einen speziellen Verdampfer zugeschnitten Coil den Geschmack in den Vordergrund stellen. Das ist das Wichtigste! Und hier gibt der Verdampfer mit seiner Bauweise erstmal die Vorlage vor. Ob die Coils im Endeffekt fünf oder zehn Watt mehr Leistung benötigen, ist für mich nebensächlich. Ich dampfe ja nicht, weil ich mit meinem Akkus hinkommen muss, bis ich wieder zu Hause bin. Wofür gibt es schließlich Ersatzakkus? Leider hat sich die Zahl derer, die auf der Jagd nach Millisekunden im Ansprungverhalten sind, Amperehunter oder wie man es auch nennen mag, vermehrt. Das ist meiner Ansicht nach der falsche Weg, um auf Dauer an guten Geschmack zu kommen. Das trifft natürlich nicht auf jede Coil zu, denn es gibt ja auch Verdampfer, die durch ihre Bauweise nur Coils zulassen, die generell weniger Leistung benötigen. Dementsprechend setze ich dann anders an und muss mich mit den Materialien befassen, schauen welches geeignet ist und dann bauen und testen und so das Maximum herausholen.“

Tante Dampf:
„Du hast ja sicherlich schon viele Verdampfer ausprobiert und kennst einige davon wie deine Westentasche. Verrätst du uns, ob du einen Lieblingsverdampfer hast?

Bülent Sengez:
„Das ist für mich eigentlich leicht zu beantworten. Als Singlecoiler ist mein absoluter Favorit der Taifun GT4 von SmokerStore. Der liegt mir absolut. Die Luftmenge passt für mich allerdings nur In Verbindung mit dem DL Kit. Es ist kein großer Unterschied aber damit für mich einfach optimal. Ein neuer Liebling, der mich wirklich begeistert, ist der Cabeo von Steampipes. Der ermöglicht ein sehr entspanntes DL-Dampfen bei lockeren 28-32 Wättchen.

Im MTL-Bereich sind es Flash-e-Vapor und der Millenium von The Vaping Gentlemen Club. Beide sind sehr geil aber bautechnisch wieder voll unterschiedlich. Dualcoil gibt es keinen wirklichen Favoriten. Da probiere ich gerne fast alles mal aus und tüftel ein wenig rum. Mesh-Verdampfer hingegen kommen für mich gar nicht in die Tüte. Ich habe mal den Gevolution gehabt- der sogar richtig gut ist. Aber ich bleibe dann doch bei echten Röllchen.“

Tante Dampf:
„Beim Dampfen kann auch ja öfter mal was schief laufen. Hast du zum Schluss eine lustige Geschichte für uns und unsere Leser*innen?“ 

Bülent Sengez:
„Da fällt mir eigentlich nur eine ein. Wahrscheinlich auch ein Klassiker, mit dem der eine oder andere selbst schon einmal Erfahrung gemacht hat...

Ich habe vor einiger Zeit meinen Nachbarn überzeugt, die Kippen wegzulassen und zu dampfen. Das hat auch alles sehr gut bei ihm funktioniert. Leider hört er nie richtig zu und man muss ihm teilweise alles mehrmals erzählen. Einige Zeit später sitzen wir bei ihm im Sommer im Garten und er fragt mich, ob ich was leckeres zum Dampfen habe. Ich habe ihm dann mein Tide Ride Aroma gegeben und ihm erklärt, wie er es anmischen muss. Da kannte er sich eigentlich schon ganz gut in der Materie aus. Am darauffolgenden Tag stand ich in der Küche, hatte Kaffee aufgesetzt, das Fenster war auf und ich sah den Nachbarn vorbei gehen. Viel zu früh für Feierabend, habe ich noch gedacht. Ich hab dann gerufen: „Ey......, warum hast du schon Feierabend?“ Der Nachbar: „Ach hör auf ey, mir geht's den ganzen Tag schon so komisch, habe Kopfschmerzen, mir ist schlecht und ich saß den ganzen Tag aufm Pott!“

„Hmmm, gestern ging’s dir doch noch gut. Hast du das Aroma schon angemischt?  wollte ich wissen. „Ja hab die ganze Flasche gestern und heute weggedampft.“ Ich ahnte es in dem Moment schon…: der liebe Nachbar hatte sich 10ml pures Aroma in den Tank gekippt und hat die schön weginhaliert. Aber das Köstlichste war, dass auf der Flasche „Aroma nicht pur dampfen“ schon unübersehbar drauf stand.

Liebe Tante, zum Abschluss habe ich eine Frage an euch: würdet ihr mir erklären, was mit Wattzahl und Ohmzahl gemeint ist? Ich schnall das manchmal nicht :)"

Tante Dampf:
"Lieber Bülent, vielen Dank für das tolle und sehr interessante (schriftliche) Gespräch mit dir! Und das mit der Watt- und Ohmzahl - das findest du schon noch raus... ;)"

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Bülent Sengez von Underground Coilz

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